Deutschland rafft es nicht!
Der Brandbrief eines Hartzers in elf Akten
1. Akt: Kapitalisten sind selbstgerechte Narzissten
Deutschland rafft es nicht! Die Faustregel für die Mehrheit der Menschen ist folgende: Wer extrem vom Kapitalismus profitiert, wird leider allzu oft ein selbstgerechter Narzisst, der vielleicht auch noch denkt, weil er mehr Glück als Verstand hatte, dass sein finanzieller „Erfolg“ einzig allein seinem unglaublichen Können und Durchhaltevermögen zu verdanken sei. Am Ende haben wir dann völlig realitätsferne, von sich total überzeugte, Muli-Millionäre wie Donald Trump, die auf den Nuklearknopf drücken, weil sie ihre Tage kriegen.
Dabei gehört zum sogenannten „Erfolg“ immer eine Riesenportion Glück dazu: dauerhaft körperliche und seelische Gesundheit, echte Bildungschancen, ein emotional und wirtschaftlich stabiles Elternhaus und ein unbefristeter, gut bezahlter, nicht total stressiger Job, zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, Vitamin B und so weiter und so fort. Und gerade diese Glückspilze ohne jegliche Demut vor harten Schicksalen, schaffen es dann in die Politik, weil den anderen Menschen die Kraft fehlt, weil sie viel zu sehr damit beschäftigt sind, richtige Knochenjobs zu machen und ihre vierköpfige Familie mit einem Fabrikjob zu ernähren, oder sie sind halb krank oder schon ganz krank oder sie sind vielleicht einfach keine geldgeilen Machtmenschen. Oder sie sind einfach zu dumm und das Trio Infernale aus Bier, Bildzeitung und Blödel-TV hat leider doch Erfolg gehabt.
Dass es auch Glück braucht, wird aber unterschlagen und so züchten wir uns mit unserer Gesellschaftsform der Ellbogenmentalität die weltfremden Politiker-Narzissten heran, die behaupten ein jeder könne alles erreichen, sie haben es ja auch geschafft. Diese Menschen leiten aus ihrer eigenen subjektiven Erfolgserfahrung, eine objektive Wahrheit ab, die für alle gelten soll: Jeder kann und muss „es schaffen“, womit auch ausschließlich finanzielle Äußerlichkeiten gemeint sind, was wirklich ein Armutszeugnis ist. Und der schon mit der Muttermilch aufgesogene Glaube an die Gerechtigkeit unseres Geldsystems und an das Hollywood-Märchen vom „jeder kann alles erreichen, wenn er nur will“, wenn er sich nur genug anstrengt, auch wenn er krank, arm und pleite ist, lässt uns tatenlos zusehen, wie unsere Mitmenschen vor unseren Augen zugrunde gehen. Jeder für jeden bis aufs Blut. Na dann, gute Nacht!
Dann schreiben diese verbohrten Realitätsverweigerer, die sich Politiker schimpfen, im Elfenbeinturm Gesetze oder nicken diese nur noch müde lächelnd ab, teils ohne sie genau zu lesen und von der ernsthaft krank machenden Existenzangst der unteren Schichten verstehen sie so viel wie Daniela Katzenberger von Quantenphysik.
Hauptsache man schanzt sich durch Vetternwirtschaft gegenseitig die Ministerämter zu, selbst wenn im Lebenslauf überhaupt keine Qualifizierung für den jeweiligen Fachbereich zu erkennen ist. Für diese Politiker ist das Leid, der Krieg und der Armutsbericht in der Tagesschau, genauso unreal und fiktiv wie der Tatort, der nach den Nachrichten läuft.
Und von solch emotional kalten Politikern werden wir dann regiert, denen die eigene Karriereleiter wichtiger ist, als ihre eigentliche Aufgabe, das Leben der Menschen in ihrem Land zu erleichtern. Ein Satz aus Braveheart – kitschig, ich weiß – der aber perfekt auch auf unsere heutige Zeit passt, schließt den ersten Akt meiner Bannbulle: "Zwischen uns besteht ein Unterschied: Ihr denkt, es gibt die Menschen dieses Landes nur, damit sie euch zu eurem Stand verhelfen. Ich denke, es gibt euren Stand nur, damit ihr den Menschen hier zur Freiheit verhelft."
Zur Freiheit kann man dann noch Gesundheit, Wohlstand und Zufriedenheit adden, und es passt ganz genauso zu jetzigen Regierung in Deutschland, die nicht den Leuten hilft, sondern der Wirtschaft.
Zur Freiheit kann man dann noch Gesundheit, Wohlstand und Zufriedenheit adden, und es passt ganz genauso zu jetzigen Regierung in Deutschland, die nicht den Leuten hilft, sondern der Wirtschaft.