Ein Nachruf zu Silvester Teil 1: Opfert dem germanischen Feuergott!
Ich habe die Tradition
des Feuerbrauchs zum Jahresende nie begriffen, wenn dabei doch jedes
Jahr deutschlandweit so viele Verletzte und manchmal auch ein paar
Tote zu beklagen sind. Man füllt sich stundenlang ab und
ausgerechnet in diesem besoffenen Zustand zündelt man mit
Sprengstoff herum und dann wundert man sich, wenn was passiert! In
Nachrichten und Zeitungen wird die Opferzahl emotionslos runter
gebetet, als wäre Feuerwerk höhere Gewalt. Als wären die
Verletzten Opfer einer nicht vermeidbaren Naturkatastrophe geworden.
Jahrelang kam nirgendwo
jemals der Vorschlag auf, an dieser Tradition irgendetwas zu ändern.
Nicht mal der Ansatz einer Idee! Feuerwerk und zahlreiche Verletzte
zum Jahresende sind ein physikalisches Naturgesetz und eine
kosmologische Konstante! Man kann daran leider gar nichts ändern!
Oder doch? Nein, auf keinen Fall! Jetzt habe ich endlich begriffen
wieso: Das Abfackeln von Feuerwerk ist ein altheidnischer Opferritus
zu Erntezwecken! Damit das neue Jahr gelingt, es keine
Naturkatastrophen, kein Armageddon gibt und die Ernte im Herbst üppig
ausfällt, müssen ein paar Menschenopfer dargebracht werden und das
macht man bis heute über Feuerwerk.
Erst wenn genug Tiere
aufgescheucht, genug Hunde und Pferde aufgeschreckt wurden und auf
die Fahrbahn gelaufen sind und Unfälle verursacht haben, wenn genug
Gitarristen-Karrieren im Keim erstickt wurden wegen abgesprengter
Finger, wenn genug Handchirurgen Nachtschichten geschoben haben, wenn
genug Menschen ihr restliches Leben künftig nur noch High-Threes
statt High-Fives verteilen können, wenn genug Augenhöhlen leer und
verglast sind, wenn genug tapfere besoffene Männer auf den
Feuerschlachtfeldern unter Artilleriebeschuss für Ehre und Feuerland
ihr Leben gaben, weil sie im Vollsuff mit Polenböllern hantierten,
werdet ihr merken, dass man Feuerwerk nicht essen kann und es auch
nicht glücklich macht! Aber es kehrt wieder Ruhe ein für ein Jahr!
Die Opfergaben sind erbracht, der germanische Feuergott ist
besänftigt, die Apokalypse verschoben und die Ernte wird wieder
üppig dieses Jahr und wir können den süßlichen Feinstaub nach der
Feuerwalze in vollen Lungenzügen genießen!
Aber jetzt mal im Ernst, manchmal kann man eine dämliche
Tradition als solche besser entlarven, wenn man eine noch dämlichere
Tradition als angeblichen Grund anführt. Kunst muss zynisch und
mitunter menschenverachtend klingen, wenn die Gesellschaft, die die
Kunst karieren soll, es ist. Feuerwerk verbieten! Schluss, Punkt,
Aus! Kann doch nicht so schwer sein und etliche Jugendliche wachsen
jedes Jahr weiterhin zehnfingrig auf, viele Menschen behalten ihr
Augenlicht, zwei oder drei sogar ihr Leben. Reicht das nicht schon
aus, um auf eine veraltete, sinnlose Tradition zu verzichten, die
nach drei oder vier ruhigen Jahreswechseln eh keiner mehr vermisst?
Fasnacht, Weihnachten und andere Feste werden doch auch
ohne Feuer begossen und keiner beschwert sich. Oder muss es erst zum
Supergau-Präzedenzfall kommen, wo dann wegen zehn zusammengeklebten
Polenböllern gleich zwei Großfamilien beim Dorffest auf einmal
drauf gehen, zusätzlich eine ganze Schulklasse erblindet und
woanders eine Feuerwerksrakete ein ganzes Holzhaus mitsamt Bewohnern
in Brand setzt? Ja, ich denke das muss es leider, denn im Hinblick
auf schärfere Sicherheitsvorschriften und teure Schutzmaßnahmen
entlarvt sich die Politik tatsächlich als Menschenopfer
einfordernder Götze. Erst bei tragischen Präzedenz-(Un)-Fällen mit
befriedigend hoher mindestens zweistelliger Opferzahl, wenn Minister
ihr Beileid und ihr Entsetzen bekunden, erst dann wird, aufgrund des
medialen und öffentlichen Drucks, tatsächlich was wirklich
nützliches unternommen! Davor eher nicht. Wer ist jetzt
menschenverachtend?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen