Freitag, 25. August 2017

Das Wahlanagramm der AAP – Die Allstar-Assi-Partei


So wie die Einheitsbreipartei CDUFDPSPD haben wir kein eigentliches Wahlprogramm, sondern ein Wahlanagramm: Wir haben bereits vorab einen Koalitionsvertrag mit führenden Wirtschaftsunternehmen ausgehandelt und für unser Wahlanagramm einfach dieselben Wörter- und Buchstaben verwendet und ein bisschen anders gemischt, jedoch mit den gleichen Inhalten. Hier unsere Vorschläge nach gängigen Stichpunkten:


Wirtschaftsform: 

Weiterhin bundesweites Monopoly, das ist einfach am spannendsten, allerdings gibt’s 4.000 Öcken, wenn man über Los stolpert nur für sowieso schon Besserverdiener (Zinsen), die durch die Kreditrückzahlungen und Mieten der Assis finanziert werden.

Steuern: 

Eine Extra-Steuer für Superreiche und Großunternehmen wollen wir ausdrücklich nicht! (wie übrigens die Ökonomie-Speichellecker CDU/CSU auch). Das war für die Autoindustrie, Dr. Oetker & Konsorten eine Bedingung für weitere tiefe Einläufe in Form von Parteispenden! 

Asoziales: 

„Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!“ Den Schuldenturm für Zechpreller wieder einführen! Hartz-4-Empfänger werden stärker überwacht: Tägliche Meldepflicht auf der Polizeiwache, nur noch eingeschränkt geschäftsfähig, ein deutlich sichtbares „H4“ muss jederzeit auf der Stirn zu erkennen sein, um die arbeitenden Normalbürger vorm Abschaum zu schützen! Smartphones sind für Hartzer verboten! 

Sicherheit: 

Mehr Polizeibeamte, damit beim nächsten Gay-20-Zipfel die Bullen den Demonstranten im Moshpit zahlenmäßig überlegen sind. Aufstockung des Personals durch Leihpolizisten und 1-Euro-Bullen. Einführung von elektrischen Schlagstöcken, mindestens ein Polizeibeamter in jedem Whatsapp-Gruppenchat, Videoüberwachung in öffentlichen Kloschüsseln und die Schleierfahndung, also Personenkontrollen ohne jeden Verdacht, sollen bundesweit machbar sein, d.h.: sexuelle Belästigung in Form von grundlosem Ganzkörperabtasten im Stadtpark ist jederzeit möglich (ich z.B. provoziere gerne und oft, absichtlich, um endlich mal wieder berührt zu werden).

Familie: 

Strafzölle ab dem 2. Kind, jeder neue Mensch belastet durch seine gottlosen Ausdünstungen im Laufe seiner Lebensspanne die Atmosphäre stärker als zehn Dieselfahrzeuge zusammen! Stärkung des traditionellen Familienbildes, Ehepolitik wieder wie in Effi Briest! 

Bildungspolitik: 

Wir fordern die sogenannten „Verschwörungstheorien“ sollen endlich als das unterrichtet werden was sie sind: Wissenschaftliche Tatsachen! Einführung der Chemtrail-, Flat-Earth- und der Hohlwelt-Theorie als Schulfach (es werden ja auch Evolutions- UND Schöpfungstheorie unterrichtet). Bedingungsloser Impfzwang an Schulen für alle (auch für die Lehrer)!

Arbeit: 

Noch mehr Arbeit für noch weniger Geld! Garantiert! Dafür stehe ich mit meinem Samen! Minijobs, Leiharbeit, sachgottlose Befristung! All das macht mich geil! Um den geplagten Leiharbeiter ein bisschen Hoffnungsillusion zu machen, ist jeder Betrieb verpflichtet einen Lottoschein pro Woche für jeden unbefristeten Honk zu finanzieren (Nur ein Feld, kein Super 6, kein Spiel 77 und auch keine Glücksspirale, wir sind hier nicht bei der Wohlfahrt!) 

Flüchtlinge: 

Reiche deutsche Wirtschaftsflüchtlinge, die Geld in der Schweiz bunkern oder ihren „Wohnsitz“ in Monaco haben, konsequenter nach Deutschland abschieben und sie zur Not mit Schießbefehl am Schweizer-Goldzaun von der Einreise abhalten! 

Klima: 

Weiterhin in Kohleförderung (also in Zinseszins) investieren, Erneuerbare Energien komplett streichen, Windmühlen wirken schwul und links-grün-versifft-vegan, Bäh! Asozial schwache Familien finanziell fördern, die bereit sind ihr Wohnzimmer als atomares Endlager zur Verfügung zu stellen!

Bürgerbeteiligung: 

Der deutsche Bürger wählt die Politiker nicht nur ins Parlament rein, sondern danach wählt man sie nach und nach wieder raus: Jede Woche hat man die Möglichkeit, wie im Dschungelcamp, DSDS oder beim Bitchler ein paar Abgeordnete zu feuern. Merkel erwartet dann die Wackelkandidaten und überbringt ihnen die Nachricht: „Ich habe heute leider keine Abgeordnetendiät für dich!“ und dann heißt es „Ciao Ciao Bella!“ Außerdem kann jeder Bundesbürger bei Tipico auf den Wahlausgang wetten! 

Tierschutz: 

Wir fordern mehr Eselsbrücken und eine verbindliche Frauenquote, endlich auch beim Kükenschreddern!   


In diesem Sinne: Rück die Stimme raus!!! Am 24.09. ist Bundestagsqual! Ihre AAP! Parteikonto für großzügige Spenden: IBAN: 123 456 789, BIC: GIBGELDJETZT 

Haftungsausschluss: Diese Angaben sind, wie immer, ohne Gewähr! Die Partei behält sich ausdrücklich das Recht vor, das Wahlprogramm ohne Angabe von Gründen jederzeit zu ändern oder gänzlich zu streichen, insbesondere nach der Wahl. Ein Programmanspruch besteht grundsätzlich nicht. Der Urnengang findet bei jeder Witterung statt!

© Wahlanagramm der AAP, Parteichef und Unverantwortlicher im Unsinne irgendeines paranoiden Paragraphen: Prof. Dr. Michael vong Zeitner  

Dienstag, 22. August 2017

Internet-Flirtbörsen und die Bitte um „mega-kreative Erstmails“ - Alle elf Minuten erhängt sich ein Single über Parship


Ich muss kurz mal was loswerden zu den Frauen, die in ihrem Profil auf Flirtseiten betonen, dass sie nur auf mega-kreative Erstmails reagieren: Es gibt keine ultimative erste Mail, vor allem sind diejenigen, die sich nur bei mega-kreativen Mails zu einer Antwort herablassen, meist die unkreativsten Profile, die es gibt:

Der vorhandene „Text“ erstreckt sich über höchstens drei bis fünf Zeilen und endet mit den Worten „findet es selbst heraus“, dazu gibt’s fünfeinhalb Fotos und drei davon sind von Haustieren oder der Natur. Vielleicht gibt’s noch die Aufzählung der zwanzig Lieblingsserien, die Information, dass man Kaffee mag, Mangas toll findet und gerne unter der Dusche singt. Vorhandene Hobbys lesen sich oft wie der Eintrag eines Zweitklässlers in das Poesiealbum eines Freundes: Ich mag Lesen, Schreiben, Zeichnen, vielleicht noch Rechnen? Der Gipfel der Kreativität sind absolut einmalige Nicknames wie „Cupcake“ oder „Buttercup“.

Was soll Man(n) jetzt damit anfangen? Von hundert Profilen, sind neunzig so wie deins! Du bist aber trotzdem so anders, lustig und durchgeknallt, so crazy und auf charmante Weise frech, und das soll ich anhand deiner zwei Fuckface-Selfies vorm Spiegel im Bad erkennen und vielleicht noch durch einen aktuellen Youtube-Link zu einem Ed-Sheeran-Song. An was soll Man(n) denn bitte kreativ anknüpfen, wenn auf deinem Profil weniger Infos stehen als auf dem Etikett einer gängigen Müslipackung aus dem Einzelhandel?

Misses „Ich bin mir zu fein dafür auf ein nettes, einfaches Hallo, wie geht’s zu antworten?“ Was soll ich denn in die Erstkontakt-Mail schreiben? Wenn man das dann direkt fragt, weißt du das doch selber nicht. Vielleicht die Noten für ein zehnminütiges Sonett plus fünf Seiten Text, der eine Ode an die jetzt auf den zwei Badezimmer-Selfies entdeckte Traumfrau sein soll?

Soll ich deine Gedanken lesen können, die innere Sehnsucht deines Herzens erraten und zufällig in Worte gießen können, wie flüssiges Gold in eine Ringform, und meine erste Mail ist dann mit magischem Feenstaub überzogen und es tropft noch glitzerndes Konfetti aus deinem Bildschirm und du fühlst beim Lesen „Das könnte der eine sein“, als wäre das hier ein Jennifer-Aniston-Liebesfilm oder die Szene aus Braveheart als William Wallace seiner künftigen Braut die in Büchern gepresste, in Kindertagen überreichte Hanfblüte zurückgibt? Das soll in der ersten Mail alles rüber kommen und ich soll dann hoffen das Ihro Gnaden darauf anspringt? Das soll dann kreativer sein, als „Hi, wie geht’s?“
Da kannste lange warten, sitzt mit fünfundvierzig noch allein daheim und wartest auf die ultimative erste Mail, anstatt dich mal mit real existierenden Männern aus deiner Umgebung zu treffen, die dich höflich und respektvoll anschreiben oder ansprechen, ohne dich zu überrumpeln.

Wie wärs denn mit „Denkst du eigentlich, du bist lustig mit deiner verkackten Art?“ als ultimativer erster Satz, hm? Ist sehr kreativ und vor allem frech und das Zitat eines sehr geschätzten deutschen Dichters.

Das Problem hier ist, dass Dating zum Marketing wird, ob dahinter ein gutes Produkt steht ist egal, Hauptsache man verkauft sich gut mit irgendwelchen Sprüchen und die Prinzessin entscheidet dann nach der ultimativen ersten Mail, ob sie Daumen hoch oder Daumen runter gibt, und tut so als könnte sie das objektiv entscheiden, dabei ist es ein subjektives Machtspielchen wie bei Heidi Dumm aus Germanys Next Toptussi. Ich habe das schon oft genug als Feedback bekommen, ist die Mail kreativ und ausführlich, ist sie „seltsam“, ist sie kurz und soll nur ein vorsichtiges Erstinteresse signalisieren ist sie „langweilig“ und „unkreativ“. Wie war das noch mit der Dobler-Dahmer-Theorie aus How I met your Mother?

Entschieden genervt bin ich auch von dem oft verwendetem Satz auf dem Profil unter der Rubrik SUCHTEXT(!): „Ich suche nicht, ich lasse mich finden!“ Du bist dir also zu fein dafür zu suchen und zuzugeben, dass du nicht alleine durchs Leben gehen willst? Deswegen bist du auch auf einer PartnerSUCHseite angemeldet, weil du nicht SUCHST! Ist das beim ersten Date auch so und der erste Satz lautet: „Ich denke eh nicht, dass es funktioniert!“ Schuld daran ist vielleicht ein Über-Feminismus, der es der starken, modernen, emanzipierten Frau von heute verbietet, öffentlich zuzugeben, dass sie gerne mit einem Mann durchs Leben gehen würde, statt dauerhaft mit Alice-Schwarzer-Selbsthilfe-Büchern und Eis.de-Produkten.

Sammelt ihr nur männliche Fans in euren Flirtportalen und wollt euren aktuellen Marktwert checken und knüpft euer Selbstwertgefühl nicht nur an den Body-Mass-Index, sondern neuerdings auch an die Menge der Mails in eurem Elite-Partner-Postkasten?

In unser heutigen Geldscheinwelt voller Selbstdarstellung und Selbstoptimierung darf keiner zugeben, dass er irgendetwas braucht, außer Geld, Status und Konsumgüter. Auf dem Flirtportal Finya kann man tatsächlich seine Lieblingsmarken angeben und die Logos erscheinen dann auf dem Profil. Manchmal fehlt der Profiltext komplett und es stehen echt nur zehn Luxusmarken da. Schon mal von einem Traumpaar gehört, dass sich über die gemeinsamen Lieblingsmarken gefunden hat? Ist das dann der O-Ton beim Hochzeitsbankett: „Wir haben uns nicht altmodisch-herzzerreißend-romantisch an der Reling auf der Titanic kennengelernt, sondern über den Ich-mag-Nestlé-Button auf Finya.de, weil die die Wirtschaft genauso geil finden, wie ich einen feuchten Partner mit Mordspedes oder BMW. Wie romantisch, oder?“ Soll ich statt eines Profilbildes vielleicht meine letzte Gehaltsabrechnung hochladen? Seltsamerweise fehlen bei Finya meine Lieblingsmarken: Lidl, Duff-Bier, Jakordia-Drehtabak und Billy Boy.

Natürlich ist der notgeile Mann auf Flirtportalen keinen Deut besser, der sich vorm dicken Mietwagen fotografieren lässt und mit Photoshop den Bizeps aufpumpt und die Frau über Glasfaser-Netzkabel per Erstmail sexuell belästigt, bevor er sie überhaupt real getroffen hat.

So war dieser Text jetzt kreativ genug? Hm, wenn auf deinem Profil der mir verhasste Satz steht: „Ich reagiere nur auf unglaublich kreative erste Mails“, haue ich das hier einfach per Copy-&-Paste in die Nachricht! Mal gucken, ob du reagierst! Alle elf Minuten erschießt sich ein Single wegen Parship....

„Excuse my language, Mr. Butler“ – So Zeitner, Ende!

© Michael Zeitner (Pöbelkolumne), markenloser Dauersingle




Montag, 21. August 2017

Endlich mal wieder ein Newsficker:

+++Make America dark again! Wollt ihr die totale Sonnenfinsternis, in den verzweifelten Staaten von Amerika?: Donald Trump gibt den Muslimen im Land die Schuld an der plötzlichen Verdunklung und stellt ihnen die zusätzlichen Beleuchtungskosten in Rechnung+++

+++Die Verschwörungsgruppe der Flacherdler sieht in der leuchtenden ringförmigen Korona um den Mond Parallelen zum Film „The Ring“ und rät dazu Räume mit Bildschirmen während einer Sonnenfinsternis generell zu meiden, Samara Morgan kommt sonst wie nachts aus der Glotze und holt sich die links-grün-versifften Hippies, die noch an eine runde Erde glauben+++

+++Erst Schimpfpflicht, dann Impfpflicht? SPD-Politiker Karl Lauterbach spricht sich fürs verpflichtende Impfen aus, bisher gilt nur das verpflichtende Schimpfen: Gottlose Eltern müssen zur Impfpredigt im Gesundheitsamt antanzen, wenn sie ihr Balg für die Kita nicht zum Fixen beim Kinderarzt zwingen, ansonsten werden sie zur Kasse gebeten, bzw. geprügelt. Die Kita wird zur Stasi und spitzelt fürs Gesundheitsamt: Ein Hoch auf die Freiheit in Deutschland!+++

+++Halt dei Gosch, Frau Mosch!: Spiegel-Autorin Josephin Mosch will Impfgegnern sogar das Kindergeld entziehen! Wohin eine „Impfverweigerung führen kann, hat man ja bei Samara Morgan gesehen“, so Mosch, „als letzter Ausweg bleibt da oft nur noch der Wurf in den Brunnen!“ Die Pöbelkolumne gibt Daumen hoch: „Bestraft das unmündige Kind, streicht ihm die Kohle! Sehr gut, kinderreiche Familien schwimmen ja im Geld!“+++


© Michael Zeitner (Pöbelkolumne), schwer impfgeschädigter und deswegen dauerhaft arbeitsunfähiger, links-versiffter Hippie

Donnerstag, 17. August 2017

Das 11. Gebot: Du sollst dich nicht vergleichen! – Vergleichendes Effizienzdenken ist der Sündenfall der Moderne





von Michael Zeitner 



Der gottlose Tarif-Mief-Dschungel


In Kapitalismuszeiten als Zwangskonsument muss man leider immer automatisch davon ausgehen, dass die Gegenseite, sprich die Firma/der Anbieter-Gebieter/der Dienstleister einen verarschen will und mit so wenig Aufwand wie nötig, so viel Geld wie möglich aus dir raus quetschen will. Um sich in diesem gottlosen Tarif-Mief-Dschungel zurecht zu finden, kommt die Schlange Kaa in Form von allerhand Vergleichsportalen aus dem Dickicht der Kokspflanzen gekrochen und säuselt dich mit hypnotisierenden Augen voll: „Hör auf mich, glaube mir, vertraue mir!“

Die üblichen Verdächtigen lesen sich wie folgt: Verivotze, Dreck24, Reise buchen bei dreck.de, Swoodoof, Sexpedia, es geht immer dümmerer.de und so weiter und so fort, und du als verbrauchter Verbraucher fragst dich, ob man tatsächlich einem Unternehmer-Drachen Drachmen in den Rachen werfen sollte, der Zweckdemente wie Mario Barth oder die Geissens, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, dass sie „live“ dumm sind, durch seine verschissene, unlustige Dreckswerbung noch reicher macht. Von diesem nuschelnden, besoffenen Crack-Franzosen aus der Trivago-Werbung mal ganz zu schweigen: „Das schelbe Zschimmer wird auf zisch veschischenen Seiten zu unterschischle Preise...“...HALT DIE FRESSE!!!


Vergleichsportale sind keine selbstlosen Heilsbringer


Vor kurzem habe ich meinen Stromanbieter wechseln wollen. Das Überangebot von Anbietern, Tarifen  und Vergleichsportalen hat mich fast erschlagen, ich musste mich in meiner Stammkneipe erst mal wimmernd in Fötushaltung unters Fass legen. Da es gegen Vergleichsportale immer wieder Klagen wegen unlauterem Wettbewerb gibt, es außerdem Kritik wegen teils irreführenden Vergleichen und mangelnder Unabhängigkeit und Transparenz hagelt, habe ich erst mal angefangen die verschiedenen Vergleichsportale zu VERGLEICHEN, z.B. mit Fistung Warendreck, die übrigens beim Vergleich von Flugbuchungsportalen herausfanden, dass ALLE entsprechenden Seiten einen nur verarschen wollen und ausschließlich direktes Buchen bei der Airline empfehlen. 

Denn Vergleichsportale sind keine selbstlosen Heilsbringer, die aus purer Freundlichkeit gratis der Menschheit das Geschenk des Vergleichens machen. Auch Vergleichsportale sind nichts anderes als Unternehmen, die Profit machen wollen und so viel Provisionen wie möglich aus der Finanz-Pipette raus saugen wollen, bevor das braune Apothekerfläschchen mit dem Impfstoff Gier irgendwann in den nächsten hundert Jahren wegen Unterdruck platzt und wir alle endlich wieder in Höhlen mit W-Lan leben dürfen. 

Man wird heutzutage auch bei Versicherern nicht mehr versichert. Nein, man wird bei VerUNsicherern verUNsichert, ja regelrecht verstrichtert und abgezockt. Ich bin ja bekennender Mietnomade und jedes mal will mein Versicherer bei einem Hausrat-Adresswechsel die Laufzeit von meinem Vertrag im mir zugeschickten Versicherungsschein von einem Jahr auf fünf Jahre hochschrauben, obwohl ich in meiner Mail jedes Mal schreibe, „Ich will den exakt selben Tarif beibehalten, ihr Stricher“. Drei mal lief das schon so und im Außendienst geht’s eh nur noch darum, dass man beim jährlichen Sextreff im Budapester Saunaclub bei seinen Kollegen angeben kann, wer mehr demente alte Tanten im letzten Jahr wieder maßlos überverunsichern konnte. Denn nur die obersten zehn Verstricherer mit goldenen VIP-Bändchen dürfen auch die Edelnutten beorgeln bis die Soße hochkocht. 


Der Homo comparis


Der Mensch, der homo sapiens, sollte Felder bestellen, Mais anpflanzen, Tomaten und Koks im eigenen Garten ziehen, die Natur genießen, der Stille des Waldes frohlocken, ein gutes Buch lesen (meins zum Beispiel) mit seinen Freunden abends in lauen Sommernächten ein Gartenfest feiern, vielleicht so leben wie vor 150 Jahren oder wie die Hobbits im Auenland, stattdessen blitzen und blinken überall unsere Bildschirme, wie die Blitze in Mordor, überall dudelt Musik, beim Einkaufen, in der Bahn, an der Bahnhaltestelle, selbst der Stuhlgang auf der Raststätte wird mit Soundtrack untermalt, und der reise-bedingte Durchfall ergießt sich zu den Klängen von „Despacito“ in die geduldige Keramik. Überall Werbung, überall Verarsche, überall blenden und filtern wir automatisch schon aus, weil wir genau wissen, dass wir immer und überall angelogen werden, Abzocke als Freundlichkeit getarnt wird, selbst bei Webseiten mit Artikeln, die man lesen will, fängt die Werbung rechts neben dem Textblock an, sich zu bewegen und ich habe nur meine visuelle Ruhe, wenn ich einen Screenshot anfertige und den lese. Wir rasen zur Arbeit, unterdrücken das Gähnen und den Burnout, ignorieren das Magenknurren, sitzen unsere acht Stunden täglich, unsere 40 Jahre ab, machen um 17 Uhr Feierabend, fahren nach Hause, nur um die Abende vor dem Rechner zu verbringen, um Vergleichsportale, Profile und Tarife zu wälzen. Auch Facebook ist nichts anderes als ein gottverdammtes Vergleichsportal. 

Wir sind nicht der Homo sapiens, der wissende Mensch, wir sind der Homo comparis, der vergleichende Mensch, wir vergleichen alles und vor allem uns selbst. Wir tindern uns, messen uns, werten uns selber ab, vergleichen uns selbst mit anderen, weil uns die asozialen Netzwerke vorgaukeln, jeder, außer man selbst, lebt glücklich. Wir sind der kaufende Mensch, der konsumierende Mensch, der homo consumus. Das, was wir kaufen, verbrauchen wir gar nicht mehr wirklich, wir verschwenden es. Zum Glück hat „consumere“ viele Bedeutungen, „verschwenden“ ist ganz Vorne mit dabei, keine Sorge. Wir sind längst der homo inhumanus geworden, der unmenschliche Mensch.

Und wir hören selbst beim Thema Urlaub damit nicht auf, weil es uns ja umbringt, wenn wir im Flieger nach Malle feststellen, dass der Kalle aus Halle links neben uns, bei einem anderen Vergleichsportal für 27 Euro billiger gebucht hat als wir und das obwohl er so fett ist, dass seine Wampe eigentlich zwei Sitze braucht. Und der sich schon im Flugzeug betrinkende, schwitzende Karl-Uwe aus Wuppertal mit Sandalen und weißen Socken, der rechts neben uns sitzt, hat sogar 37 Euro gespart. Das vermiest uns dann schon mal den kompletten ersten Urlaubstag, anstatt dass wir einfach mal froh sind, dass wir zu den wenigen Menschen gehören, die überhaupt Urlaub machen können. Wir keifen unsere Frau an, geben dem Pagen kein Trinkgeld, sind sauer über die Abzocke. Gut, lass es dir vermiesen, reg dich auf, es ist dein Herzinfarkt mit 45. Du kannst auf Vergleichsportalen auch die Krankenhäuser vergleichen, bevor du den Notarzt rufst. 


„Beiß in den Apfel der Effizienz, schau noch mal aufs iPhone!“ 


Es ist unglaublich, wie viele Nerven es mittlerweile kostet sich irgendetwas rauszusuchen. Früher gab es eine Sache und fertig. Die Abzocke der Deutschen Post, der deutsche Wahn der Deutschen Bahn. Man regte sich auf, aber man konnte es nicht ändern. Ist doch absolut wunderbar, ich liebe es. Man hatte keinen eigenen PKW, es gab kein Wixbus, kein Swoodoof. Der Brief kommt vielleicht gar nicht an oder drei Wochen zu spät mit Brandfleck. Heute drehen wir durch, wenn das Häkchen blau wird, wir dann aber mehr als drei Minuten auf eine Antwort warten müssen.

Früher gab es im Dorf einen Bäcker, einen Metzger, einen Lebensmittelladen, ein Postamt, einen Puff und eine Kneipe. Das reicht doch zum Leben und kurz nach der Dämmerung gehen auch die Kerzen aus, weil es keinen Strom gibt von Wat´n´Knall und es gibt auch kein Internet, nichts blitzt, blinkt und bibbelt, gaukelt dir Relevanz vor, verführt dich mit Effizienzdenken, weil du ja noch im „Home-Office“ vorarbeiten könntest oder noch für die Uni was machen könntest, du durch noch längere Recherche vielleicht noch ein paar Euros sparst oder bei Tinder eine noch bessere Frau/einen noch besseren Mann findest, dich die Schlange der Versuchung mit dem iPhone von Apple zum Sklaven purer Effektivität werden lässt. „Beiß in den Apfel der Effizienz, komm schon! Du willst es doch auch! Guck noch mal aufs iPhone!“ Und schon hört man wieder die säuselnde Schlange Kaa vom Anfang: „Hör auf mich, glaube mir, vertraue mir!“
Das ist der Sündenfall der Moderne: Höher, schneller, weiter, besser. Immer und überall Internet, immer erreichbar, immer und überall gäbe es die Möglichkeit diesen Moment noch effizienter zu gestalten, noch mehr zu wissen, noch mehr zu leisten, sei es privat oder beruflich. Wir vergleichen uns stets, bewusst oder unbewusst, mit einer noch effektiveren Version von uns selbst. Ich füge dem freudschen „Drei-Instanzen-Modell“ zur Erklärung der menschlichen Psyche neben dem „Es“, dem „Ich“ und dem „Über-Ich“, noch zusätzlich das „Effektivitäts-Ich“ hinzu, das nicht aufhört den Tagesablauf so sehr zu perfektionieren und effektiv auszuwringen, bis wir entweder Maschine oder Patient geworden sind. Vergleichen ist ein Fass ohne Boden. Es fängt mit Stromtarifen an, geht auf Flirtportalen weiter und macht vor der eigenen Person am wenigsten Halt. 


Mülltonnen voll Fehlinformationen


Ich bin mit der Transparenz des Marktes überfordert. Es ist so durchsichtig, ich sehe es gar nicht mehr. Ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Man kann den Menschen in der modernen Welt Informationen nicht mehr vorenthalten. Dieses Recht wurde hart erkämpft. Also, was macht man, um ihn weiterhin dumm zu halten? Man überschüttet ihn mit Bergen von Informationen, vergräbt das bisschen Wahrheit in Mülltonnen voll Fehlinformationen und Halbwahrheiten, im hinterletzten Paragraphen, im Kleingedrucktem, in beschönigenden juristisch verkomplizierten Schriftsätzen, die keiner rafft, ohne mindestens drei Semester Jura studiert zu haben, macht dem Homo consumus Angst, übt gerade noch legalen Druck aus, verunsichert ihn, labert ihn voll, heuchelt Freundlichkeit vor, macht leere Versprechungen, regiert mit Kalendersprüchen und Binsenweisheiten, dass der Bürger am Ende so genervt, verwirrt und völlig überreizt ist, dass er am Ende den teureren Tarif nimmt, dir deine Scheiße abkauft, den Vertrag endlich unterschreibt, auf ein Gerichtsverfahren verzichtet, nicht mehr demonstrieren geht, sein Geld „freiwillig“ bei Bank und Staat abgibt, dem Kapitalismus erliegt, SPD oder CDU wieder wählt, nur um endlich wieder seine Ruhe zu haben. 

Ich persönlich finde es überhaupt nicht schlimm, verarscht zu werden, wenn es mir das Leben erleichtert. Ich will aber nicht wissen, dass ich verarscht werde. Ich will es nie, ja wirklich nie erfahren, ja nicht mal erahnen können, sonst koche ich vor Wut und die See, der Konsum-Monsun bebt. Ich darf es nicht mal im Ansatz erahnen, die Täuschung muss perfekt sein, sonst ist der Mensch unzufrieden mit zu viel Wahlmöglichkeiten. Die Qual der Wahl nimmt den Mensch anal. Selig sind die geistig Armen. Wir wissen zu viel. Und wir wissen, dass es trotz unseres Wissens nicht gerecht zugeht. 

Ich kann aber nicht einfach wie der Aussteiger Öff Öff ohne Personalausweis und Unterwäsche mit Wodka im Wald leben, weil ich die moderne Welt bereits kenne. Ich weiß das alles schon. Ich kann nicht einfach Bauer werden, ich müsste sofort wieder meine Mails checken, nach Likes gieren und Facebook inhalieren. Nein, wir brauchen drastischere Maßnahmen. Ich will ins Mittelalter zurück gebombt werden. Ich will kein Internet mehr, kein Smartphone, keinen Strom, kein künstliches Licht, keine Behördengänge, keine Akten und Unterlagen, kein Benzin, kein Auto, kein Facebook, kein Girokonto, kein Geld. Ich will sie nicht mehr: die Möglichkeit des Vergleichens. 


Middle-Alder, Alter


Das ist deine Hütte, dein Brot, dein Wasser, dein Bier, deine zahnlose Frau, deine acht bis dreizehn Kinder, dein Vieh, dein Rind, dein Schaf, so und nicht anders, genieß das hier und jetzt, du kannst es nicht ändern. Überhaupt nicht. Middle-Alder, Alter. Die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten haben auch keine durchlässige Membran, so wie heute (zumindest theoretisch) und es gibt auch keine Lotterie. Und wenn die Sonne untergeht, musst du irgendwann schlafen, weil die Kerzen zu teuer sind, um sie unnötig runterbrennen zu lassen. Und es gibt auch keine Kondome, aber geil bist du jetzt trotzdem, ja gut, dann nimmt man halt das 14. Kind in Kauf. Und wir drehen heutzutage schon durch, wenn wir nur ein Kind ungewollt bekommen und damals hatte jedes Ehepaar ein ganzen Kindergarten und das auf 10 Quadratmetern. Und es könnten jeden Moment die apokalyptischen Reiter kommen und es ist alles vorbei. Oder es kommt der Großinquisitor und dein mühsam zusammengesuchtes Feuerholz für den Winter, wird zu deinem Scheiterhaufen, zu deinem Feuergrab. Das ist das Mittelalter, Baby, das ist der Traum. Nimm die Dinge so, wie sie sind. Kein Vergleichen mehr. 

Aber der Mensch beherrscht sich selbst nicht genug, um die Infos, die er schon hat, zu ignorieren. Die Infusionsnadel der permanenten Informationsmöglichkeit mal für eine Weile komplett rauszuziehen, schafft der homo consumus nicht. Der Verzicht geht nur mit absolutem Nicht-Wissen. Ich will es nicht wissen. Und wenn ich es schon weiß, will ich es vergessen. Wo eine Pille ist, ist auch ein Weg. Blaue Kapsel, Rote Kapsel, Matrix. Die blaue Kapsel lässt dich alles wieder vergessen, du wachst wieder in deinem Bett auf und die Täuschung geht weiter, so sagt es Morpheus im Film. Deswegen bin ich auch jedes Wochenende in meiner Stammkneipe und laufe blau an, am nächsten Tag wache ich in meinem Bett auf und habe alles wieder vergessen. Mir ist es vollkommen egal, ob mein Stromanbieter mich abzockt, wenn ich so dicht bin, dass meine eigene Magensäure mich deepthroatet und ich mal wieder über der Schüssel hänge und ich mir die zehn bis fünfzehn Bier noch mal durch den Kopf gehen lasse, diesmal zu den Klängen von „Atemlos“ aus den Deckenlautsprechern der Kneipentoilette. Ist mir egal. Es gibt dann wichtigeres. 


Und das Ende vom Glied?


Auch die Strom-Gebieter, die mir durch günstige Preise auffielen, entpuppten sich bei genauerem Googeln, als hinterfotzige Abzocker, die nach dem ersten günstigen Jahr die Preise erhöhen, Kündigungen ignorieren und bei nicht im vor-vermutetem Tarif-Rahmen liegenden Überverbrauch, heizt man sich privat-insolvent und damit quasi direkt auf die Straße. 

Und was war jetzt das Ende vom Glied? Erst nach einem Monat Vergleichen traute ich mich unter dem Fass hervor und wählte am Ende den Strom-Tarif, den ich eh von Anfang an im Auge hatte. Als mein neuer Anbieter bei meinem alten Anbieter schriftlich kündigte, dieselbe Vorgehensweise empfehle ich übrigens bei Liebesbeziehungen, ich lasse immer meine neue Freundin die Beziehung bei meiner alten Freundin aufkündigen, so kommt es für mich nicht zu peinlichen Begegnungen, erhielt ich einen Anruf und ein Kundenberater der Kündigungsabteilung verunsicherte mich noch mehr, indem er meinen neuen Anbieter schlecht machte und mir Verbilligungen versprach und mich mit neuer Verwirrtheit in „ein Wochenende zum nachdenken“, entließ, anstatt die Kündigung gleich auszustellen, so dass ich das Stromthema, was ich mit einem Weinfest drei Tage vorher endlich feierlich ad (k)acta legen konnte, wieder aufnehmen musste und mich erneut mit Laptop und Smartphone bewaffnet für ein Wochenende wimmernd unters Fass legen musste, um AGBs und Kleingedrucktes zu wälzen, weil es mich ja umbringen würde, ein paar Euro mehr zu zahlen, um mich am Ende schließlich doch wieder für denselben Tarif zu entscheiden. Ich vergleiche ja nicht nur Stromtarife, nein, ich vergleiche mich selbst: Mein zukünftiges dummes Versager-Ich mit dem schlechten Abzocker-Tarif vergleiche ich mit dem hypothetischen selbstgefälligen Effektivitäts-Ich, dass lange und ausführlich genug verglichen hat und den allerbesten und gleichzeitig allerbilligsten Tarif gefunden hat und keinen einzigen Cent zu viel ausgeben muss. 

Wahrscheinlich klappt der Übergang der Stromanbieter nicht nahtlos und ich sitze nächste Woche im Dunklen und kann Anwälte vergleichen. Es hört nie auf. Wir vergleichen bis wir schwarz werden, wir vergleichen uns behindert! Also auf in die Kneipe, ein paar blaue Hefekapseln tanken. Hm, vielleicht ist das Bier in der Kneipe nebenan 20 Cent billiger? Ich muss das gleich mal googeln...


© Michael Zeitner (Pöbelkolumne), unvergleichlicher verbrauchter Verbraucher, 17. August 2017


Ein Nachruf zu Silvester Teil 1: Opfert dem germanischen Feuergott! Ich habe die Tradition des Feuerbrauchs zum Jahresende nie ...